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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 07.07.2011


Jolie Holland - Pint of Blood
Marie-Luise Wache

Auf ihrem vierten Studioalbum nimmt die Globetrotterin, Poetin und Ausnahmekünstlerin ihre HörerInnen erneut auf eine spannende Reise zwischen den Welten mit - diesmal inspiriert vom frühen...




... Studio-Live-Rock à la Rolling Stones und Velvet Underground.


Mit "Pint of Blood" hat sich die aus Texas stammende, vielfach begabte Künstlerin wieder in eine andere, erstaunlich neue Richtung bewegt. Die Sängerin und Songwriterin, die sich schon früh von musikalischen und gesellschaftlichen Konventionen löste, vereint nun ihren fast unkategorisierbaren Stil, der sich noch am ehesten mit Folk und Blues beschreiben lässt, mit dem frühen Rock der 1960er und 1970er Jahre. Musikalisch angelehnt an die Rolling Stones, David Bowie, Neil Young und Velvet Underground kreiert sie durch ihre träumerischen Lyrics erneut so fantasievolle Stücke, wie frau sie wohl nur von Jolie Holland kennt.

Die Inspiration für neue Texte und Melodien holte sich die Künstlerin, die bereits mit sechs Jahren ihren ersten Song schrieb, sich diverse Instrumente selbst beibrachte und mit 19 das College verließ um fern ihrer Heimatstadt, nicht nur musikalisch, ihren eigenen Weg zu finden, auf ihren vielen Reisen und Entdeckungs-tour(ne)en quer durch Nordamerika und Kanada. Viele der Songs auf "Pint of Blood", die während langer Zugfahrten geschrieben worden sind, tragen die Unbändigkeit der Globetrotterin und den Einfluss der verschiedenen Umgebungen in sich und wirken so mit einem ganz eigenen Zauber.

Wie ihr drittes Studioalbum "The Living and the Dead" entstand "Pint of Blood" in Zusammenarbeit mit Multitalent Shahzad Ismaily, dessen Studio vorwiegend als Aufnahmeort galt. Der Ausnahmegitarrist, -produzent und -sänger begleitete Jolie Holland bei jedem der Songs, sei es durch seine Backgroundvocals, sein Gitarrenspiel oder Percussionskills. Auch Grey Gersten, Musiker und Filmemacher aus New York, setzte seinen uniquen Gitarren-Stil vielen der Songs hinzu. Für "The Devil`s Sake", einem von Jolie selbst geschriebenen Stück auf dem neuen Album, holten sich die drei sehr gut harmonierenden MusikerInnen avantgardistische Unterstützung durch den Jazz-Gitarristen und Komponisten Marc Ribot.

Mit ihren Lyrics trägt Jolie Holland die Hörerin durch die Tiefen der Meere, über die Weite der kanadischen Felder und die ganz eigenen Traumlandschaften. Das Unbenennbare, die Genüsse und Sehnsüchte, die schwer zu beschreiben sind, fasst die Künstlerin in ihre poetische Sprache, umsponnen von Melodien aus Gitarre, Ukulele und Schlagzeug.

Wie die Meerjungfrau auf dem Cover erscheint Jolie Holland manchmal wie ein wandelbares, mystisches Wesen, das nie ganz zu greifen ist. Denn immer dann, wenn die Hörerin meint, ihre Musik verstanden zu haben, entwischt die Sängerin und Songwriterin, sucht sich eine neue Klangfarbe um ihren Stil unentwegt zu erweitern und ihren Visionen musikalisch Flügel zu verleihen.

Anspieltipps: "Little Birds" ist eine gemeinsame Komposition mit Sängerin und Gitarrentalent Samantha Parton (Frontfrau der Band "The Be Good Tanyas"), die Jolie Holland seit ihrem Debüt "Catalpa" hin und wieder musikalisch begleitet. Ein schnelles Schlagzeug und die hohen Klänge der E-Gitarre machen diesen Song zu einem der diffizilsten und zugleich mitreißendsten dieses Albums. Ein Stück, das klangtechnisch etwas aus der Reihe tanzt, ist das Cover des von Townes van Zandt, einem 1997 verstorbenen amerikanischen Folk-Kultmusiker, geschriebenen "Rex`s Blues". Denn im Gegensatz zum Original und auch vielen anderen Stücken des Albums singt Jolie lediglich untermalt von Klavier und Violine, die sie zudem komplett selbst einspielte. Der Song "Remember" entstand in enger Zusammenarbeit mit Grey Gersten. Die schlängelnde Stimme Jolie Hollands und die hohen elektronische Gitarren bilden einen besonderen Sound, der die Anlehnung an den frühen Rock der Rolling Stones am ehesten erahnen lässt.

AVIVA-Tipp: Jolie Holland ist noch längst nicht an ihrem Ziel angelangt. So schöpft sie aus den Tiefen ihrer Kreativität immer wieder facettenreiche Songs, die verzaubern und beeindrucken. Mit "Pint of Blood" hält frau einen weiteren Beweis der Musikalität Jolie Hollands in den Händen und kann so den erstaunlich verwandelten Klängen des 60er und 70er Jahre-Rocks lauschen.


Jolie Holland
Pint of Blood

Label: Anti / Indigo VÖ: Juni 2011

Weiterhören auf AVIVA-Berlin:

Jolie Holland - Springtime can kill you

Jolie Holland - The Living And The Dead


Kunst + Kultur

Beitrag vom 07.07.2011

AVIVA-Redaktion